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19.06.2025 Kategorie: Pressestelle

Reformer im Bischofsamt

Ein Porträt

Landesbischof Dr. Christoph Meyns geht nach elf Jahren in den Ruhestand. Er hinterlässt eine Kirche, die von grundlegenden Veränderungen geprägt ist.

Als Christoph Meyns im November 2013 zum neuen Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gewählt wurde, wusste er, dass er es mit vielschichtigen Veränderungsprozessen zu tun bekommen würde. Angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen würde es um Reformen der Institution Kirche gehen, die bereits seinen Vorgänger Friedrich Weber stark beschäftigt hatten.

„Es werden so schwierige Themen wie der Abbau von Personalstellen auf der Tagesordnung stehen“, sagte Meyns damals. Außerdem müssten Strukturveränderungen, auch bei den Kirchengemeinden, angepackt werden. Das seien Prozesse, die viel Zeit erfordern sowie professionelle Begleitung und Beteiligung, wie er ebenfalls betonte.

Mit dieser Prognose sollte er recht behalten. Heute, elf Jahre später, zu seinem Abschied in den Ruhestand Ende Juli, befindet sich die Landeskirche Braunschweig in einem „Zukunftsprozess“, der sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt hat, als die evangelische Kirche im Braunschweiger Land auf allen Ebenen neu aufzustellen.

Damit sie weiter nahe bei den Menschen sein kann, auch wenn sich die Zahl der Mitglieder und der Pfarrstellen verringert. Damit das kirchliche Leben für viele attraktiv bleibt, auch wenn Haupt- und Ehrenamtliche in neuer Kooperation wachsende Herausforderungen bewältigen müssen. Und damit die Stimme des Evangeliums nicht verstummt, auch wenn die Gesellschaft kirchlich unmusikalischer wird.

Genau deswegen hatte die Landessynode Christoph Meyns gewählt: als Experten für kirchliche Reformprozesse. Als solcher hatte er sich in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland hervorgetan. Dort war er vor seiner Wahl in Braunschweig zuständig für die Einführung zielorientierter Planungsmethoden in den Hauptbereichen kirchlicher Arbeit.

In seiner Doktorarbeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität in Bochum hatte er sich darüber hinaus wissenschaftlich mit der Frage befasst, in wie weit Management ein Mittel der Kirchenreform sein kann.

Dabei gehört Christoph Meyns nicht zur Riege üblicher Managertypen. Der Gemeindeberater und Organisationsentwickler ist davon überzeugt, dass die Kirche in erster Linie durch das Wort Gottes und nicht aufgrund von Managementlehren geleitet werden sollte. Reformprozesse in der Kirche haben für ihn vor allem eine geistliche und theologische Dimension.

Sein Vorbild eines kirchlichen Managers ist der Seelsorger, der sich darum bemüht, dass niemand auf dem Weg der Veränderungen verlorengeht. Wie ein Pastor, der darauf achtet, dass alle Menschen Zuwendung und Wertschätzung erfahren. Eine Haltung, die in dem theologischen Grundlagenpapier zum Zukunftsprozess deutlich wird, das die Handschrift des Landesbischofs trägt: über eine Kirche als Netzwerk von Hör-, Begegnungs- und Handlungsräumen.

Sein geistliches Profil war es auch, das Christoph Meyns zum Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Kontakt zu den Kommunitäten gemacht hat. Und nicht zuletzt zählte die EKD auf ihn im Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Als dessen Sprecher, aber auch weit darüber hinaus, bemühte er sich darum, dass Menschen, die in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt erfahren haben, Gehör finden und ihr Leid seitens der Institution anerkannt wird.

Eine schwere Aufgabe, die selbst dem erfahrenen Seelsorger im Dialog mit Betroffenen und Angehörigen unter die Haut ging: „Wir müssen uns immer wieder von Betroffenen anfragen lassen und uns ehrlich darum bemühen, umzusetzen, was sich umsetzen lässt“, sagte Meyns 2020 in einem Interview der Zeitschrift „zeitzeichen“.

Wer Christoph Meyns fragt, wie er in den Herausforderungen des Bischofsamtes standhalten konnte, erfährt: nicht zuletzt durch die Musik, deren spirituelle Kraft er schätzt. Meyns ist von Hause nicht nur Pfarrer, sondern auch Kirchenmusiker. Gerne setzt er sich an den Flügel und widmet sich den Klassikern. Wobei ihn auch Gospel und Jazz faszinieren, selbst am Kontrabass.

Große Aufmerksamkeit widmete er stets seinen Predigten, mit denen er sich an öffentlichen Debatten beteiligte. Der christliche Glaube, so seine Botschaft, sei eine Kraft gegen Angst und Sorgen, aber auch gegen rechtsextremistische, nationalistische und völkische Kräfte, wie sie sich in jüngster Zeit neu formieren. Den weiteren Weg der Landeskirche Braunschweig wird der 63-Jährige von seiner alten und künftigen Heimat Husum aus beobachten.

Michael Strauß

Landesbischof Dr. Christoph Meyns.